Montag, 30. Juli 2012

Rezension: Darren Aronofsky Werkschau [ Pi, The Wrestler, Black Swan & The Fountain]

Pi


Aronofsky beschreitet mit seinem Film "Pi" ein Terrain, was bei weitem nicht für jedermann gedacht ist. Die Mathematik in seiner interessantesten Form wird hier selbst dem letzten Mathematikbanausen nahegebracht. Mit einfachsten Mitteln erreicht Aronofsky ein minimalistisches Meisterwerk. Das 60.000 Dollar Budget spiegelt sich in der schwarz-weißen, fast sepiahaften Optik und der unbekannten Darsteller wieder. Doch beides gibt dem Film keinen Abbruch. Das schwarz-weiß unterstreicht die mysteriöse Atmosphöre gekonnt und ohne große Mühe schafft es auch der anhaftende Score mit all seiner Pracht zu überzeugen. Das Titelmenü lief noch eine ganze halbe Stunde nebenher. 
Die Handlung selbst bleibt stellenweise etwas konfus und erst im nachhinein wird einem dann klar, um was es genau geht. Besonders für Menschen, denen Mathematik gar nicht nahe geht, kommt das ganze vielleicht recht ungewöhnlich vor. Aber das ist der Film ja gerade. Ungewöhnlich. 

Bewertung: 07/10

The Wrestler


"The Wrestler" ist mein dritter Aronofsky und gleichzeitig sein Bester. Ein Film über Träume. Ein Film über Familie. Der Wrestler Randy "The Ram" Robinson war vor langer Zeit ein gefeierter Star im Ring. Bejubelt von der Masse, geliebt von den Kids. Doch er ging ein. Er verließ den Ring. Jahre später nimmt Kontakt zu seiner Familie auf. Zu seiner Tochter. Robinson ist ein seelisches Wrack, doch er plant ein Comeback. Ein jauchzendes, wunderbares Comeback. Nicht nur The Ram feiert ein großes Comeback, auch Rourke ist zurück im Schauspielring. Und das besser als jemals zuvor. Er mimt den verletzlichen, Tablettenabhängigen Ex-Star mit Bravur. Sein gestählter Körper und sein gefurchtes, raues Äußeres passen perfekt zu der "Harte Schale Weicher Kern" Figur. Rourke trägt den gesamten Film. In jeder Einstellung, in jeder Szene ist er präsent. Rourke hat sich damit ein Denkmal gesetzt. Trotz der ausgelutschten Geschichte, sei es die "gefallener Held kehrt zurück" oder "missratener Vater nimmt wieder Kontakt zur Tochter auf" Geschichte. Aronofsky verpackt dies in seinem einfühlsamen Drama perfekt und schafft es, es nicht aufgesetzt oder deplatziert wirken zu lassen. Das ist Mickey Rourkes Film. Sein persönliches Meisterwerk. Er war nie besser und wird niemals besser sein. Aber das ist nicht schlimm.



Bewertung: 09/10


Black Swan


Zu offensichtlich sympathisiert Aronofsky mit bekannten Genreelementen um wirklich zu überraschen oder zu schocken. Mit spannungsarmen Szenen bebildert dümpelt Aronofskys hochgefeierter Psychothriller vor sich hin und versucht vergeblich mit der kühlen-amerika Optik zu punkten. Pseudointellektualität vermischt mit Kitsch und einer Hauptdarstellerin die nicht mehr auf die Reihe bekommt, als dümmlich aus der Wäsche zu gucken, erwecken den Eindruck eines halbfertigen Films. Absolut unlogisch verknüpft der Regisseur hier Tanzfilm mit Psychothriller und Gruselelemente mit dramaturgischen Aspekten. "Black Swan" erscheint wie ein Softporno ohne Höhepunkt. Langweilig und banal. Und das bis zum Schluss. 

Bewertung: 03/10

The Fountain



Inszenatorisch bewegt sich Darren Aronofskys Werk äquivalent mit Malicks "The Tree of life". Dessen Komplexität schafft es Aronofsky allerdings nicht zu visualisieren und hängt seinem Nachfolger dementsprechend nach. Dennoch hat der Regisseur sein persönliches Meisterwerk geschaffen. Er bedient sich allerlei entsprechend wichtiger und auch sehr persönlicher Themen. Leben und Tod. Mit spirituell-esoterischer Perfektion macht sich Aronofsky zu einer Legende in diesem Bereich des Films. Auf drei Handlungsebenen vollführt der Film in drei verschiedenen Epochen die Geschichte dreier Persönlichkeiten. Die Verschmelzung dieser drei Handlungsstränge funktioniert nicht ohne Schwierigkeiten. Die Übergänge wirken zu gewollt, zu plötzlich. Kaum findet die eine Handlung in der einen Epoche ihr Ende, schwenkt die Kamera ins mittelalterliche Spanien oder in das Jahr 2050 zum Baum des Lebens. Mit großer Intelligenz versehen schafft es Aronofsky seinen Zuschauer zu fordern und sein Werk "The Fountain" in die Gedächtnisse seines Publikums zu brennen. Und diese Musik.. Diese Musik gehört zu den Besten, die ich jemals in einem Film gehört habe. Der Abspann ist aufgrund dessen ein wahres Highlight.
Neben der inszenatorischen Meisterleistung des Darren Aronofsky befindet sich das Schauspielduo auf einem ebenso hohen Niveau. Hugh Jackman liefert seine überzeugendste Leistung ab und beweist, dass er mehr ist, als Wolverine. Rachel Weisz hingegen fand ich nur stellenweise überzeugend, vielleicht liegt es auch an ihrem Charakter, der mir zu spirituell, zu mystisch erschien. 
Aronofsky erschuf mit "The Fountain" ein inszenatorisches Meisterwerk, was sich ganz oben in der Reihe der visuell überragenden Filme einordnen kann.

Bewertung: 09/10

Sonntag, 29. Juli 2012

Media Monday Nr. 57


Ein weiterer Montag und ein weiterer Media Monday. Der vorherige Blog "film is life" auf blog.de wurde zu Der Film lebt auf blogspot.de. blogspot hat schon seine technischen Vorzüge.


1. Pierce Brosnan gefiel mir am besten in DER GHOSTWRITER und diversen James Bond Filmen. Ein Held meiner Kindheit und für mich DER Bonddarsteller, unabhängig davon, ob er der Beste ist.
2. Peter Greenaway hat mit DER KOCH, DER DIEB, SEINE FRAU UND IHR LIEBHABER seine beste Regiearbeit abgelegt, weil die urkomische Essenz des Films, als schwarze Komödie, mit der ausgefeilten Geschichte grandios umgesetzt wurde. Und Michael Gambon. Liebe ihn.
3. Vera Farmiga gefiel mir am besten in dem Remake DEPARTED: UNTER FEINDEN.
4. Der Zeichentrick-/Animationsfilm, der mich am meisten berührt hat war und ist eine lange Zeit DER KÖNIG DER LÖWEN gewesen. Dann kam DIE LETZTEN GLÜHWÜRMCHEN und ich habe geheult wie noch nie. Fantastisch.
5. Die FSK-Freigabe von diversen FSK 18 Filmen, die indiziert sind ist mir völlig unverständlich, weil dies den Filmkonsum vieler Filmliebhaber unnötig einschränkt und annervt.
6. Wie ist das bei euch: Ertappt ihr euch dabei, Filme im TV zu schauen, obwohl sie bei euch im Regal stehen oder seid ihr so geistesgegenwärtig die Scheibe hervorzukramen oder gar, den Film bewusst nicht zu gucken? Da nur wenig TV, eigentlich nicht. Sollte es allerdings mal dazu kommen und das Programm lässt zu wünschen übrig, schalte ich auch mal ein. So aus Langeweile.
7. Meine zuletzt gesehener Film ist HALLOWEEN und der war schlechter als vor zehn Jahren, weil dem so ist.

Rezension: Doppelschocker - Klassiker des Horrorkinos [A NIGHTMARE ON ELM STREET & HALLOWEEN]

Nightmare - Mörderische Träume




Trotz des damals bereits ausgekauten Teen-Horrors ist Wes Cravens A NIGHTMARE ON ELM STREET anders. Er bricht die damaligen Konventionen, in dem er seinen Charakteren ein neues, ernsteres und vor allem stärkeres Leben einhaucht. Anstatt sie nur zum Mittel zum Zweck, sprich der Tötung eines Individuum, zu missbrauchen lässt Craven sie selbst entscheiden, kämpfen und leben. Die bekannteste und mit Sicherheit gleichsam experimentierfreudigste aller Horrorfilmkiller Freddy Krueger überdauerte Jahrzehnte und lebt noch heute genauso aktuell wie zur damaligen Zeit in jedem. Freddy ist eine Ikone des Horrorfilms und wegweisend für jeden, der es wagt sich im qualitativ beschaulichen Horrorgenre Genüge zu tun. Craven betrat in seiner Charakterzeichnung deutlich schwierigeres Terrain als Carpenter mit seinem Myers tat, denn Krüger ist weitaus bösartiger, stärker aber auch verletzlicher, denn der gescholtene und verachtende Freddy Krueger, der als Kindermörder vor seinem Tod sein Unwesen trieb, hat eine gemeine Fähigkeit, die jeden von uns treffen kann. Die Macht des Traumes und des im Traum Einschleichen ist maßgebend für die stark fesselnde Dynamik des Films. Wes Craven stellte eine neue Seite des gemeinen Tenn-Horrors auf und ist bis heute in seinem Gebiet ungeschlagen



Bewertung: 09/10





Halloween



Gediegen und subtil und doch so spannend, immer auf den nächsten Schachzug von Myers wartend, fesselt HALLOWEEN trotz fehlender, heute typischer, Splatter-Effekte und CGI Geblute immens. Dennoch besteht der fade Beigeschmack, der sich durch das Klauen der gesamten Horror/Thriller Filmgeschichte zieht. Was HALLOWEEN klammheimlich bei vielen, respektvollen Vorgängern zusammengeschustert hat, bleibt letztendlich, trotz annehmbarer Regie von Carpenter, nicht mehr als es eben ist: langweilig. Atmosphärisch ist HALLOWEEN weit über dem heutigen Maß stehend und fesselt auch mehr, als er schockiert und stellt die mehr oder weniger additive Geschichte von Myers zu sehr in den Hintergrund um mehr zu sein als ein Horrorklassiker, der damalige Gemüter anders traf, als er es heute schafft. Als Genreveteran bleibt ein Vergleich mit NIGHTMARE ON ELM STREET und FRIDAY THE 13TH nicht aus, der für HALLOWEEN im Angesicht starker Konkurrenten keineswegs gut ausfällt. Es bleibt der, vielleicht absichtlich, fehlende Bezug zum Killer abhanden, den man besonders in Wes Cravens Teen-Horror zu Spüren bekommt. Myers bleibt, wie seine Maske, eine kalte, unnahbare, nicht nachvollziehbare Figur, die sich aus unerklärlichen Gründen auf tödliche Streifzüge macht. HALLOWEEN ist gut, aber unausgereift.

Bewertung: 06/10